Summative Evaluation
Die summative Evaluation des User Interface dient dazu, am Ende der Entwicklung nachzuweisen, dass für ein Produkt keine inakzeptablen Nutzungsrisiken vorhanden sind. Dies ist Teil der Validierung eines jeden Medizinproduktes.
Unser Angebot
- Planung der summativen Evaluation gemäß den regulatorischen Anforderungen
- Durchführung von Usability Tests inkl. Moderation, Beobachtung, professioneller Audio- und Videoaufzeichnung und Streaming für Beobachterinnen und Beobachter, die nicht vor Ort sind.
- Falls angemessen: Durchführung von Expertenbewertungen
- Durchführung von Evaluationen des Leseverständnisses von Informationen zur Sicherheit und der Gebrauchsanweisung als Risikobeherrschungsmaßnahme
- Rekrutierung von Testpersonen
- Bereitstellung realistischer Nutzungsumgebungen: Orte für Ihre Usability Tests (als Usability Labor, OP, Herzkatheterlabor, Intensivstation, Radiologieräume, etc.) entweder für die eigene Durchführung oder die Durchführung durch uns
- Erstellung des Testberichts gemäß IEC 62366-1
- Human Factors Validation Testing gemäß FDA-Anforderungen wie in der FDA Guidance „Applying Human Factors and Usability Engineering to Medical Devices“ beschrieben
Auf Wunsch beraten wir Sie auch bei der eigenständigen Durchführung Ihrer summativen Evaluation. Nähere Informationen finden Sie unter Consulting und Schulungen
Sie sind auf der Suche nach einer individuellen Lösung? Sprechen Sie uns an!
Wozu summative Evaluationen?
Die summative Evaluation dient dazu, als Teil der Validierung zu zeigen, dass ein Medizinprodukt von Benutzerinnen und Benutzern sicher verwendet werden kann. Ein Usability Test ist dafür im Normalfall die Methode der Wahl, es sind jedoch in Einzelfällen auch andere Methoden denkbar.
Was ist ein Usability Test?
Ein repräsentativer Nutzer oder eine repräsentative Nutzerin führt möglichst unbeeinflusst eine repräsentative Aufgabe in einer repräsentativen Nutzungsumgebung aus. Das kann entweder an einem Prototypen oder einem fertigen Produkt sein und sollte idealerweise im Gesamtsystem geschehen. Während der Durchführung dieser Aufgaben wird die Testperson beobachtet und Nutzungsprobleme werden dokumentiert. Um die Auswertung zu erleichtern, erfolgt eine Audio- und Videoaufzeichnung. Die Nutzungsprobleme spricht eine Moderatorin nach der Aufgabe oder am Ende des Tests mit den Nutzerinnen und Nutzern durch.
In Abgrenzung zur summativen Evaluation dienen formative Evaluationen über den Verlauf der Entwicklung einem anderen Ziel: Das User Interface verbessern, so dass Nutzungsprobleme vermieden werden (Das User Interface wird also geformt!). Neben der Effektivität können auch weitere Maße der Usability wie Effizienz und Zufriedenheit erhoben werden, um den kommerziellen Erfolg eines Produktes abzusichern. Wenn ein Produkt nicht effektiv ist – also die Nutzerinnen und Nutzer nicht zum Ziel kommen, weil sie Fehler machen – dann ist das Produkt auch nicht sicher.
Was ist zu tun?
Für summative Evaluationen sind folgende Aktivitäten durchzuführen:
- Rekrutierung von repräsentativen Teilnehmerinnen und Teilnehmern
- Planung des Usability Tests inkl. Entwurf von repräsentativen Aufgaben für den Usability Test und Aufgaben für die Evaluation des Leseverständnisses der Informationen zur Sicherheit inklusive Auswahl der gefährdungsbezogenen Use Scenarios
- Aufbau des Medizinproduktes in der Testumgebung und Probelauf des Tests
- Durchführung des Usability Tests mit dem Ziel, Use Errors und Use Difficulties zu identifizieren
- Auswertung der einzelnen Usability Tests mit dem Ziel, eine Ursachen-Analyse (Root Cause Analysis) der Nutzungsfehler und Nutzungsschwierigkeiten durchzuführen
- Überführung der Ergebnisse in das Risikomanagement
Die Anzahl der Teilnehmenden für Usability Tests im Rahmen von Konformitätsbewertungsverfahren (CE-Kennzeichung) hängt von den Erwartungen der Benannten Stellen ab (z.B. TÜV SÜD , TÜV Rheinland , DQS, mdc, etc.). Diese liegen oft deutlich unter den Anforderungen der FDA.
Die FDA Guidance „Appyling Human Factors and Usability Engineering to Medical Devices“ sieht für das Human Factors Validation Testing pro Benutzergruppe mindestens 15 Teilnehmende vor. Zudem ist eine Durchführung des Tests vorgesehen mit Nutzerinnen und Nutzern, die in den Vereinigten Staaten leben. Generell sind die Anforderungen an die Qualität des Usability Tests für FDA Premarket Submissions höher als die Anforderungen der Benannten Stellen.
- Alle gefährdungsbezogenen Use Scenarios werden evaluiert.
- Es wird eine Auswahl aus den gefährdungsbezogenen Use Scenarios getroffen, die auf der Schwere der zugehörigen potenziellen Schäden beruht. Diese Schadensschwere ist im Rahmen des Risikomanagementprozesses nach ISO 14971:2019 zu bestimmen.
- Es wird eine Auswahl aus den gefährdungsbezogenen Use Scenarios getroffen, die auf der Bewertung der zugehörigen Risiken beruht. Die Auswahl auf Basis von Risiken bezieht nicht nur die potenzielle Schadensschwere ein, sondern darüber hinaus auch andere Faktoren des Medizinproduktes wie zum Beispiel Änderungen des Medzinproduktes etc.
Wenn nicht alle gefährdungsbezogenen Use Scenarios ausgewählt werden, muss das Usability Engineering File nach IEC 62366-1:2015 eine Begründung für die Auswahl enthalten. Im Fall einer Auswahl basierend auf der Schwere der potenziellen Schäden ist auf die Bewertung im Rahmen des Risikomanagementprozesses nach ISO 14971:2019 zu verweisen.
Desweiteren müssen repräsentative Testaufgaben erstellt werden, so dass die Benutzerinnen und Benutzer einerseits alle gefährdungsbezogenen Use Scenarios durchlaufen, jedoch durch Unterbrechungen im Test möglichst wenig beeinflusst werden. Zudem müssen die Testaufgaben sehr präzise formuliert werden, um die Teilnehmenden nicht zu lenken.
Weitere Inhalte des Testplans sind
- Die Ressourcenplanung inklusive der Räume sowie der Qualifikation der Moderatorinnen und Beobachter
- Die Zeitplanung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie ggf. Trainerinnen, Moderatoren und Beobachterinnen
- Die zu evaluierenden Teile des User Interfaces
- Die Bereitstellung der Gebrauchsanweisung und der weiteren Dokumente zur Unterstützung der Nutzerinnen und Nutzer
- Die Wartezeit zwischen Training und Testdurchführung
- Die Testaufgaben für die Evaluation der Informationen zur Sicherheit
- Eine Richtlinie, wie Use Errors und Use Difficulties erhoben und dokumentiert werden
- Die Definition des korrekten Gebrauchs für die Use Scenarios
- Die Formulierung des Orientationscripts für das Briefing der Teilnehmenden
- Die Auflistung der Aufgaben der Moderatorin
- Die Richtlinien für weitere Beobachter
- Soweit nötig, Maßnahmen zur Arbeitssicherheit für Teilnehmende, Moderatorinnen und Beobachter
- Sinnvollerweise eine Protokollvorlage für Beobachterinnen
- Eine Liste der bekannten Use Errors
Im Rahmen der Evaluation der Informationen zur Sicherheit werden die Teilnehmenden aufgefordert, die Informationen zur Sicherheit in der Gebrauchsanweisung zu finden – also wahrzunehmen, zu verstehen und zu zeigen, dass die Gebrauchsanweisung die korrekte Nutzung ermöglicht. Dies ist die Validierung der Risikobeherrschungsmaßnahmen Informationen zur Sicherheit. Oft wird dies für Produkte, die von Healthcare Professionals verwendet werden, durch einen Fragebogen erreicht, der abfragt, wie der korrekte Gebrauch in bestimmten Situationen sein soll. Für Homecare Produkte ist hier jedoch wichtig, Nutzerinnen und Nutzern anhand der Gebrauchsanweisung das Produkt bedienen zu lassen. Die German UPA hat hierzu eine empfehlenswerte Hilfestellung veröffentlicht.
Mögliche Methoden sind unter anderem:
- PCA-Analyse ist eine Expertenbewertung , bei der Wahrnehmung, kognitive Aktivität und Handlungen, die für die korrekte Nutzung notwendig sind, genutzt werden, um Nutzungsfehler (Use Errors) zu identifizieren .
- Heuristische Evaluation ist eine Bewertung, die durch Usability Experten durchgeführt wird. Das User Interface wird dabei anhand von anerkannten Usability-Kriterien evaluiert und es werden Empfehlungen zur Verbesserung gegeben.