Formative Evaluation

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Formative Evaluationen um Gestaltungslösungen zu formen

Formative Evaluationen werden während der Entwicklung eines Produktes genutzt, um von Nutzerinnen und Nutzern Feedback zum aktuellen Entwicklungsstand des User Interface zu erhalten. Hierzu können verschiedenste Methoden eingesetzt werden. Wir empfehlen für Medizinprodukte die folgenden Methoden, sortiert nach Wichtigkeit:

1. Usability Tests sind der Goldstandard für die Evaluation eines User Interface. Bei diesen werden tatsächliche Benutzerinnen und Benutzer bei der Ausführung von repräsentativen Aufgaben beobachtet und im Anschluss interviewt.
2. PCA-Analyse ist eine Expertenbewertung, bei der Wahrnehmung, kognitive Aktivität und Handlungen, die für die korrekte Nutzung notwendig sind, genutzt werden, um Nutzungsfehler (Use Errors) zu identifizieren.
3. Heuristische Evaluation ist eine Bewertung, die durch Usability Expertinnen und Experten durchgeführt wird. Das User Interface wird dabei anhand von anerkannten Usability-Kriterien evaluiert und es werden Empfehlungen zur Verbesserung gegeben.

Die IEC/TR 62366-2  nennt viele weitere Verfahren, die wir eher an anderer Stelle im UX und Usability Engineering Prozess sehen oder die Abwandlungen der oben genannten Vorgehensweisen sind.
Gemäß der IEC 62366-1 ist es erforderlich, mindestens eine formative Evaluation durchzuführen. Über die Erfüllung der Norm hinaus ist es sinnvoll, das Produkt immer dann zu evaluieren, wenn entscheidende Änderungen am User Interface von Prototypen vorgenommen wurden oder Funktionen hinzugekommen sind. Idealerweise fängt man bereits in der Design Input Phase – also früh im Projekt – damit an. Hier eine beispielhafte Strategie für formative Usability Tests:

Als formative Evaluationen werden eine heuristische Evaluation und mehrere Usability Tests durchgeführt, um einen beispielhaften Produktentwicklungsprozess in verschiedenen Phasen zu unterstützen.

Die wertvollste formative Evaluation ist in diesem Beispiel der erste formative Usability Test. Zu diesem Zeitpunkt entstehen gerade die Requirements, aber es sind noch wenige bis keine unumstößlichen technischen Entscheidungen getroffen worden. Falls sich zeigt, dass essenzielle Anforderungen nicht berücksichtig wurden oder Konzepte nicht wie erwartet funktionieren, kann jetzt ohne hohe Kosten eingegriffen werden. Es ändern sich „nur“ die Requirements, nicht aber Bauteile, mechanische Komponenten oder Software.

Jede formative Evaluation muss nach gewissen Aspekten gemäß IEC 62366-1 geplant werden und die Ergebnisse der Evaluationen werden am besten in Form eines Berichts dargestellt. Für die Planung von formativen Usability Tests gelten zudem weitere Anforderungen aus der IEC 62366-1. Dokumentiert werden müssen dann auch die beteiligten User Groups, der Teil des User Interfaces, der evaluiert wird, etc.

Überprüfen Sie ihr Produkt so früh wie möglich, damit Nutzungsprobleme so kosteneffizient wie möglich behoben werden können!